Grazi-Man: Aus den Ereignissen gelernt

SPORT AUS DER REGION

Keine Flugwertung – Kluge Organisatoren-Entscheidung: „Sicherheit oberste Priorität“

BAD REICHENHALL – „Es hat ja ir­gendwann mal so kommen müssen“, so ein sichtlich enttäuschter Mitorganisator Martin Dufter im Ziel. Zuerst wurde der 14. Grazi­-Man wetterbedingt vom Samstag auf Sonntag verschoben, dann machte Nordwestwind ei­nen sicheren Flugstart unmöglich.

Kurz nach 13 Uhr kam von der Weltkampf­leitung auf der Zwieselalm die Meldung: Aus Sicherheitsgründen ist das Fliegen abgesagt. So wurde aus dem alpinen Dreikampf ein Duathlon, bestehend aus Mountainbiken und Berglaufen. Der Südtiroler Tobias Weisstei­ner holte den Sieg bei den Einzelstartern, Andreas Ortner und Daniel Pickl waren das schnellste Herren-, Judith Grassl mit Angela Nöhrig das flotteste Damen-Team.

Schon in der Früh gingen die Blicke im Start-/Zielbereich auf der Karlsteiner Welt­wiese immer wieder besorgt gen Zwieselalm. „Das schaut schlecht aus mit dem Wind“, wa­ren sich die startenden Mitglieder des Gleitschirmclubs Albatros einig. Es war klar: Das Rennen wird nach den Bergläufern unterbrochen und die Zeit zunächst eingefroren.

Zunächst hatten wieder die Mountainbiker sieben Kilometer und 400 Höhenmeter auf die Reichenhaller Zwieselalm zu bewältigen, ehe sie dort an die Läufer übergaben. Diese haben eine anspruchsvolle, fünf Kilometer lange Strecke über 650 Höhenmeter auf die 1.386 Meter hoch gelegene Zwieselalm zu bewältigen. Dort war­tet normalerweise und bereits in voller Montur der Gleitschirmflieger. Gemeinsam rennen Läufer und Pilot zum Startplatz, erst dort darf der Schirm ausgebreitet werden. Dann gilt es für das dritte Teammitglied so schnell wie möglich ins Tal zu schweben.

Diesmal kam alles anders: Mit der Ankunft der Bergläufer auf der Zwieselalm endete das Rennen. Zunächst wartete man noch ab und beobachtete die Wetterentwicklung. Der Nordwestwind schien einen sicheren Start für alle unmöglich zu machen. Der Sportwart des Gleitschirmclubs, Wolfgang Nöhrig, begab sich für einen Testflug in die Luft, sein Kom­mentar im Ziel: „Schwierig“.
Es wurde lange beratschlagt, nach oben ge­funkt und abgesichert. Nach einigem Hin und Her kam dann von der Wettkampfleitung auf der Alm die Meldung: Die Flugstrecke kann offi­ziell nicht freigegeben werden, das Risiko ist einfach zu groß. Damit war beschlossen, was man am Morgen schon befürchtet hatte: aus dem alpinen Drei- wurde ein Zweikampf.
„Das Fliegen ist bei uns halt das Salz in der Suppe“, versuchte Moderator Martin Dufter dem Publikum zu erklären. Gerade die jüngs­ten Vorkommnisse beim Berglauf auf die Zugspitze hatten aber gezeigt: Die Sicherheit der Teilnehmer muss bei derartigen Veran­staltungen oberste Priorität besitzen.

Ein Teil der Paragleiter entschloss sich da­raufhin für den sicheren Fußmarsch ins Tal, einige flogen trotzdem. Unter ihnen der Österreicher Adi Geisegger vom letztjährigen Gewinnerteam Raiffeisen Extrem. Er bekräftig­te die Entscheidung der Organisatoren: „Da war absolut richtig so. Das sind keine Wettkampfbedingungen“.
Mit dieser Einschätzung war er nicht allein – der Tagessieger in der Einzelwertung, Tobias Weissteiner meinte: „Man hat zum Glück aus den Ereignissen gelernt.“ Radspezialist Andreas Ortner: „Sicherheit geht vor. Es ist ja keinem geholfen, wenn wirklich etwas passiert.“

Trotz der Flugabsage war auch diese Aus­gabe des Grazi-Man ein spannender Sport­wettkampf. Andreas Ortner war in einer Zeit von 20:50 Minuten als erster Mountainbiker auf der Höllenbachalm und übergab dort an Teamkollege Daniel Pickl. Der konnte mit der drittschnellsten Laufzeit von 30:47 Minuten den Sieg für das SC Anger UR-Team festmachen.
Als zweiter Radler und nur zwölf Sekunden hinter Ortner, erreichte der „alte Hase“ Tho­mas Brengartner die Wechselzone auf der Höllenbachalm und schickte Jörg Sigler ins Rennen. „Thomas wird immer besser, je älter er wird“, lobte Ortner, der den Konkurren­ten laut eigenen Angaben nur schwer abschütteln konnte.

Bei den Damen legte Maria Koch die Rad­zeit vor: 28:31 Minuten benötigte, die Angerin. Läuferin Katharina Pickl sicherte den Lusti­gen Froschschenkeln Platz 2 nach den Crazy Girls mit Judith Grassl und Angela Nöhrig. Beste Laufzeit bei den Damen ging an Barbara Ortlieb vom Team Achentaler – 37:52.

Bei den Einzelstartern ging der Sieg an den Südtiroler Profi Tobias Weissteiner vor sei­nem Landsmann Markus Prantl und Titelver­teidiger Johannes Nöster. Wie schon so oft musste die Lokalmatador Marcus Stumpf mit dem unglücklichen 4. Platz vorliebnehmen.

Spätestens bei der Siegerparty, die bis in den Abend andauerte, war die gestrichene Flugwertung vergessen und es wurde schon über die 15. Grazi-Man-Auflage im nächsten Jahr gesprochen.

Der Grazi-Man 2008 gehört zur länder­übergreifenden Wertung des Alpenkönig-Cups. Am 13. September startet der ParaBikeRun im österreichischen Fieberbrunn, am 27. September der Flotte 3er in Hochries. Es wird das beste Team nach der Zusammenfassung der drei Bewerbe errechnet, für jede Wett­kampfklasse (Männer, Frauen, Einzel) gibt es einen Alpenkönig-Titel.

14. Grazi-Man:
Die Ergebnisse

Mountainbike – Herren:

  1. Andreas Ortner (SC Anger UR-Team) 20:50
  2. Thomas Brengartner (Tandemflug-BGL) 21:02
  3. Lorenz Liditzky (Martins Bike Shop) 22:21
  4. Christian Ortner (Villa Kunterbunt) 22:50
  5. Daniel Rubisoier (Raiffeisen Extrem Team) 22:59

Damen:

  1. Maria Koch (Die Lustigen Froschschenkel) 28:31
  2. Judith Grassl (Crazy Girls) 29:31
  3. Eva Hinterseer (Die wuidn Alpenstoff Gamsein) 29:34
  4. Daniela Resch (Höllenbach-Team) 29:53
  5. S. Treimer (Fly and More) 30:25

Berglauf – Herren:

  1. Martin Bader (Raiffeisen Extreme-Team) 29:39
  2. Frank Rottgen (Biotech) 30:30
  3. Daniel Pickl (SC Anger UR-Team) 30:47
  4. Stefan Widauer (Rennteam Alpachtal)
  5. Herbert Reiter (Villa Kunterbunt)

Damen:

  1. Barbara Gruber (Höllenbach-Team) 37:52
  2. Angela Nöhrig (Crazy Girls) 38:11
  3. Birgitt Kirner (Bratwurst-Connection Hasnstaffel)
  4. Stefanie Koch (Die wuidn Alpenstoff Gamsein)
  5. Katharina Pickl (Die lustigen Froschschenkel)

Einzelstarter – Herren:

  1. Tobias Weissteiner 1:00:13
  2. Markus Prantl 1:00:25
  3. Johannes Nöster 1:00:59
  4. Marcus Stumpf 1:01:58
  5. Markus Kogler 1:02:36

Teams – Herren:

  1. SC Anger UR-Team (Ortner/Pickl/Baumgartner) 51:37
  2. Raiffeisen Extrem Team (Rubisoier/Bader/Geisegger) 52:38
  3. Biotech (Maier/Rottgen/) 53:42

Damen:

  1. Crazy Girls (Grassl/Nöhrig/Pötsch) 1:07:12
  2. Die lustigen Froschschenkel (Koch/Pickl/Kurzeder) 1:08:14
  3. Bratwurst-Connection Hasnstaffel (Fuchsmann/Kirner/Neumann) 1:13:16

Mixed Junioren:

  1. Metzger Hartmann Juniore (Hartmann/Dorfer/Waldsteiner) 59:53
  2. RSK Junioren (Kamm/Häuslaigner/) 1:03:14
  3. Fly and More (Treimer/Mini/) 1:05:04
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