Groundhandling

Groundhandling ist die Basis für gute Schirmbeherrschung in der Luft und am Boden. Der Landeplatz Weitwiese eignet sich im Sommer ab Mittag sehr gut zum Üben. Viel Spaß!

Der komplette Landebereich ( blaue Markierung) auf der Weitwiese kann zum Groundhandling verwendet werden. Bitte nimm dabei immer Rücksicht auf landende Piloten und bringe dich und andere nicht in Gefahr. Groundhandling im rot markierten Bereich ist verboten. Bei hohem Gras bitte auf Groundhandling verzichten.

Groundhandling soll Spaß machen. Daher findest du hier ein paar Tipps (nicht nur für Anfänger), um deine Skills zu verbessern und das Sicherheitsrisiko in der Luft zu minimieren.

RECHTLICHES

Gemäß einer Rechtsauskunft des Bundesverkehrsministeriums unterliegen „Aufziehübungen“ in einem Gelände, das so flach ist, dass ein Fliegen nicht möglich ist uLaut einer Rechtsauskunft des Bundesverkehrsministeriums fallen sogenannte „Aufziehübungen“ nicht unter das Luftrecht, wenn sie auf einem so flachen Gelände stattfinden, dass kein Flug möglich ist und keine Flugabsicht des Übenden besteht. In diesem Fall gilt der Gleitschirm nicht als Luftfahrzeug, da kein Flug im eigentlichen Sinne erfolgt.
Sobald jedoch ein Abheben vom Boden stattfindet – auch nur kurzzeitig –, greifen die luftrechtlichen Vorgaben: Lizenzpflicht, Musterprüfung, Geländezulassung usw.
Für Piloten stellt sich daher die Frage, unter welchen Bedingungen Groundhandling erlaubt ist. Solange man am Boden bleibt und das Gelände keine Hangneigung mit Gleitwinkel erlaubt, genügt die Zustimmung des Grundstückseigentümers.

WIND

Ein gleichmäßiger 10-er Wind ist anfangs völlig ausreichend. Laminare 15 km/h sind ideal. Bläst es mit 20 km/h oder mehr, sind die Bedingungen für den Anfang zu stark. Je gleichmäßiger es weht, desto einfacher ist der Schirm zu handhaben.

AUSRÜSTUNG

Der gewohnte Schirm hat den Vorteil, dass man mit dem Gerät trainiert, das auch im Flug verwendet wird. Eigenschaften wie Steuerdruck, -weg und Reaktion lassen sich direkt übertragen.
Nachteil: Dauerhaftes Groundhandling kann den Schirm mechanisch belasten. Ein ausgedienter Schirm mit guten Starteigenschaften ist sinnvoll bei häufigem Training.

Beim Gurtzeug sollte ein moderner Protektor nicht fehlen – ideal ist ein kompakter Gurt mit Schaumstoffprotektor. Herkömmliche Beingurte sind angenehmer als Get-Up-Systeme, die im Schritt einschneiden. Lange Fußbeschleuniger sind Stolperfallen und sollten fixiert werden.

Helm und Handschuhe sind Pflicht. Integralhelme können beim intensiven Groundhandling Hitzestau verursachen. Körperbedeckende Kleidung schützt bei Bodenkontakt.

Klobige Fliegerstiefel schützen gut, sind aber fürs spielerische Handling ungeeignet. Ein stabiler Cross-Laufschuh ist dafür ideal.

AUSGANGSSTELLUNG

Bei mäßigem Wind wird der Schirm normal ausgelegt, die Leinen grob sortiert, der Pilot hängt sich wie beim Vorwärtsstart ein und dreht sich zum Schirm.

Bei starkem Wind ist es besser, nur die Schirmmitte zu öffnen und sich mit Blick zum Schirm einzuhängen, um Windböen besser kontrollieren zu können.

Der Schirm wird bei normalen Bedingungen über die Bremsleinen gesteuert, was dem Flugverhalten am nächsten kommt. Nur bei starkem oder böigem Wind empfiehlt sich die Steuerung über die hinteren Tragegurte, da sie effektiver gegen plötzliches Aushebeln wirkt.

Zur Frage: „Steuerleinen parallel oder überkreuz?“ – beim Groundhandling parallel, da dies der realen Steuerung beim Fliegen entspricht. Überkreuzte Bremsen verwirren und führen zu falschen Reaktionen, z. B. bei einem Klapper auf der linken Seite.

Hier ein gutes Erklärvideo zum Rückwärts aufziehen:

AUFZIEHEN

Der Pilot steht mit dem Gesicht zum Schirm, beide Steuerleinen parallel in den Händen (links steuert links, rechts rechts), A-Gurte entweder in einer oder beide Hände, Körper leicht gebeugt mit Rücklage, um dem Schirm Druck entgegenzusetzen.

Vor dem Aufziehen wird die Eintrittskante durch Zug an den A-Gurten gleichmäßig gefüllt und ausgerichtet – wichtig, um asymmetrisches Steigen zu vermeiden. Dann den Oberkörper leicht nach vorne, beim Aufziehen zurücklehnen und A-Gurte hochführen. Am Scheitelpunkt die A-Gurte loslassen und den Schirm mit den Bremsen kontrollieren.

Bei kräftigem Wind: dem Schirm entgegengehen und A-Gurte früher loslassen, um Vorschießen zu vermeiden.

Die asymmetrische Methode: Eine Hand hält beide A-Gurte und eine Steuerleine, die andere ist frei. Der Pilot tritt leicht seitlich versetzt und zieht den Schirm einseitig auf – die Kappe steigt schräg an, wird dann mit der freien Bremshand ausbalanciert. Besonders bei stärkerem Wind sorgt diese Technik für kontrolliertes Aufziehen ohne Aushebeln.

DEN SCHIRM ÜBER SICH HALTEN

Einsteiger im Groundhandling sollten sich zuerst darauf konzentrieren, den Schirm stabil über sich zu halten, bevor komplexere Übungen folgen. Das Austarieren erfolgt durch feine Steuerleinen-, Tragegurt- und Körperkorrekturen. Nur wenn nötig, sollte der Schirm unterlaufen werden.

Früh und kurz bremsen ist die wichtigste Regel: Überschießt der Schirm, wird die Bewegung kurz und gezielt gestoppt, dann die Bremse wieder freigegeben. Bei seitlicher Schräglage wird die Gegenseite nur so lange gebremst, bis sich der Schirm wieder ausrichtet.

Mit etwas Übung erkennt man Bewegungen der Kappe frühzeitig am veränderten Steuerdruck:
Weniger Druck = Schirm kommt vor → bremsen.
Mehr Druck = Schirm steigt → Bremse lösen.

Anfangs schwierig: Schräglage seitlich halten und kontrollieren. Dabei steht der Pilot seitlich zur Eintrittskante, passt das Lauftempo an und richtet den Schirm am Ende wieder gerade aus – dann wird zur Gegenseite gewechselt.

NUR DEM GEFÜHL NACH

Beim Fliegen richtet man den Blick kaum nach oben – dasselbe sollte beim Groundhandling gelten: Der Schirm muss sicher über dem Kopf stehen, ohne dass man ihn anstarren muss. Sobald die Grundlagen sitzen, lässt der Pilot das Auge von der Kappe und reagiert allein auf die veränderlichen Drucksignale an den Steuerleinen. Das ist ideal, um das aktive Fliegen zu trainieren. Die Übung lässt sich entweder leichter mit Blick zur aufgezogenen Kappe oder anspruchsvoller in Flugposition nach dem Ausdrehen durchführen.

SAUBER ABLEGEN

Um den Schirm schonend abzulegen, geht man so vor:

  1. Kippe einleiten
    Beidseitig bremsen (oder an den hinteren Gurten ziehen), bis die Kappe nach hinten kippt.
  2. Abkippen stoppen
    Rasch die A‑Gurte greifen und dosiert Zug ausüben, bis die Kappe stabil steht.
  3. Sanft absenken
    Zug an den A‑Gurten langsam lösen, sodass der Schirm ruhig zu Boden sinkt.
  4. Festlegen
    Sobald die Hinterkante aufliegt, 2–3 Schritte zur Kappe laufen – sie legt sich mit offener Eintrittskante sofort wieder aufziehbereit hin.

Liegen Fragmente der Eintrittskante umgeknickt am Boden, öffnet man sie so:

Vollständig geklappt?
Einige schnelle Schritte rückwärts und gleichzeitig beide Steuerleinen durchziehen – so öffnet sich die Eintrittskante wieder.

Offene Zellen nutzen
Sanft ruckartig an den A‑Leinen der windzugewandten Seite ziehen und gleichzeitig die passende Steuerleine betätigen (ggf. mit Rückschritten), bis alle Zellen aufklappen.

DEN SCHIRM „WIEDER HOLEN“

Gerade bei eher schwachen oder ungleichmäßigen Windbedingungen will der Schirm immer wieder nach hinten herunterfallen. Um das Gerät nicht dauernd über den Boden zu schleifen, kann eine Technik angewandt werden um den abkippenden Schirm stets wieder zuverlässig steigen zu lassen, ohne das dieser den Boden berührt. Der Pilot entlastet die nach hinten kippenden Kappe indem er ihr etwas entgegen läuft, ergreift die A-Gurte, stoppt damit das Abkippen und lässt den Schirm durch Zug mit den Gurten und einigen Schritten rückwärts wieder steigen. Mit einer ähnlichen Technik kann mit halb aufgezogenem Schirm ein Hang erklommen werden. Der Schirm wird dabei über die A-Gurte in einem schrägen Winkel gehalten, ohne den Boden zu berühren, aber auch ohne zu weit hochzusteigen um nicht zu überschießen und dabei den Piloten auszuhebeln.

SCHIEßEN LASSEN UND ABFANGEN

Den Schirm bewusst dynamisch aufziehen, mit hoher Geschwindigkeit über den Kopf kommen lassen, dann energisch und tief mit beiden Bremsen abfangen; das trainiert hervorragend das Gefühl für Steuerweg und Steuerdruck. Dem Piloten wird bewusst, dass die schießende Kappe einen weiten und harten Bremsimpuls benötigt um abgefangen und am Einklappen gehindert zu werden. Steuerdruck setzt erst weit unten ein. Wichtig auch, das anschließende Freigeben der Bremsen um den Schirm nicht wieder nach hinten kippen zu lassen.

LAUFEN MIT DEM SCHIRM

Seitliches Laufen mit aufgezogenem Schirm macht Spaß und trainiert die Fitness. Aus senkrechter Position neigt man die Kappe leicht mit Steuerleinenzug, läuft schräg zum Wind in Richtung der tieferen Seite und hält die Neigung kontrolliert. Der Körper bleibt parallel zur Eintrittskante, die Geschwindigkeit hält die Kappe unter Druck. Am Ende richtet man die Kappe wieder gerade aus und wiederholt das Spiel auf der anderen Seite.

EINKLAPPEN UND ANDERE MANÖVER

Zunächst wartet man, bis der Schirm stabil über dem Piloten steht. Dann zieht man mit einer Hand ruckartig eine oder zwei A‑Leinen herunter (beim Einklappen mit dem ganzen A-Gurt ist die Deformation meist zu stark) und lässt los. Die Kappe kippt zur eingeklappten Seite – mit feinem Steuerleinenzug auf der Gegenseite hält man sie im Gleichgewicht.

Diese Übung schult

  • Dosierte Gegenbremse: genug, um Abkippen zu verhindern, aber nicht zu überbremsen
  • Gefühl für Steuerdruck: Anstieg beim Gegenbremsen, Abfall bei Überbremsen
  • Koordination von Steuerleinen und A‑Gurten (wegen des erhöhten Anstellwinkels)

Neben seitlichen Einklappern lassen sich auch frontale simulieren (allerdings weniger effektiv, da der Schirm schnell aufschlägt).

Weitere Manöver:

  • Ohren anlegen: sofortige Anstellwinkel-Erhöhung und Rückkippen spüren
  • B‑Stall: hoher Druck beim Einleiten – realistische Vorbereitung auf den Flug

Regelmäßiges Training dieser Techniken macht im Ernstfall sicherer und präziser.

STEUERTECHNIKEN

Das Dirigieren mit parallel gehaltenen Steuerleinen bringt den besten Übungseffekt. Ein Wechsel zwischen paralleler und überkreuzter Bremshaltung sorgt besonders beim Rückwärtsstart für Sicherheit: Um nach rechts auszudrehen, gibt man die rechte Bremse hinter den Gurten in die linke, die linke Bremse vor den Gurten in die rechte Hand – so steuert man spiegelverkehrt und hat nach dem Dreh beide Bremsen korrekt in der Hand. Bei stärkerem Wind wechselt man zur Steuerung über die hinteren Tragegurte, da sie schneller gegen Aushebeln wirken und bei kürzeren Steuerwegen kräftiger bremsen. Ein kräftiger Zug an den Hintergurten bringt den Schirm sofort zu Boden.

Groundhandling bietet viele weitere Trainingsmöglichkeiten und steigert Flugspaß sowie Sicherheit erheblich.

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