Grazi-Man mit Rekordbeteiligung: Das spannendste Finale aller 13 Bewerbe

Entscheidung fällt erst beim Fliegen – Team- und Einzelsiege gehen nach Österreich

BAD REICHENHALL – Auf der 1.386 Meter hoch gelegenen Zwieselalm herrscht emsiges Treiben. Hüttenwirt Pankraz Grazi „Potschacher“ hat alle Hände voll zu tun, denn neben den Wandergästen bevölkern 62 Gleitschirmflieger seine Alm. Sie warten auf den Start des 13. alpinen Dreikampfes Grazi-Man. Wer ganz genau hinschaut, kann von hier oben für einen kurzen Moment die im Tal gestarteten Mountainbiker erkennen. Bis der erste Bergläufer hinterm Kaiser-Wilhelm-Haus auftaucht, bleibt also noch reichlich Zeit, um die Schirme auszupacken und sich startklar zu machen. Doch dann muss auch für die Piloten alles ganz schnell gehen.

Zunächst legen die Mountainbiker sieben Kilometer und 400 Höhenmeter auf die Höllenbachalm zurück, ehe sie dort an ihren Bergläufer übergeben. Die machen sich dann den fünf Kilometer langen und 650 Höhenmeter aufweisenden Weg zur Zwieselalm. Dort warten bereits in voller Montur und mit geschultertem Material die Paragleiter. Gehen Läufer und Pilot zum Startplatz, erst dort darf der Schirm ausgebreitet werden. „Bis zu acht Gleitschirme haben hier Platz“, erklärt Startleiter Eckhard Steinau. Werden es mehr, muss gewartet werden, denn die Sicherheit der Teilnehmer hat oberste Priorität.  

Die Piloten ziehen ihre Schirme empor und nach ein paar Schritten abheben, lassen sie Trubel und Lärm hinter sich. „Da oben ist es total friedlich und man hört nichts außer dem Rauschen des Schirms“, schwärmt einer und macht sich auch schon auf in die Lüfte Richtung Landeplatz in Karlstein.

Teams und 13 Einzelstarter

„So viele Teilnehmer wie heuer hatten wir noch nie“, freut sich Mitorganisator Martin Dufter vom Gleitschirmclub Albatros. Die ersten Anmeldungen kamen schon im Februar. Gestartet wird wie die letzten Jahre auch vor dem Offizierskasino in Karlstein. Der Mountainbiker Roman Angerer vom Titelverteidiger-Team Pokal oder Spital tritt am schnellsten in die Pedale und erreicht nach 20:44 Minuten die Höllenbachalm. Dort ist Georg Eicher der Zweite im Team. Elf Sekunden dahinter kommt Streckenrekordhalter Thomas Brengartner (Riap Sport) auf der Alm an und schickt Jörg Sigler ins Rennen. Barbara Gruber (Alpenstoff) gewinnt die Mixed-Wertung und wechselt auf Rupert Baumgartner, der mit Hans Weber den Alpenstoff-Sieg komplettiert. Als Gesamtzeit die schnellste Dame der Radstrecke wechselt Martha Koch auf Angels Nöhrig als Läuferin und Ursula Pötsch als Pilotin. Die „Crazy Girls 07“ benötigen 1:21:22 Stunden.

Die Ergebnisse

Herren-Teams:

  1. Raiffeisen Extrem (Martin Bader, Adi Geisegger, Daniel Rubisoier) 1:00:39
  2. Pokal oder Spital (Roman Angerer, Georg Eicher, Thomas Wegscheider) 1:01:33
  3. Riap Sport (Thomas Brengartner, Jörg Sigier, Helmut Metzler) 1:04:38

Damen-Teams:

  1. Crazy Girls (Maria Koch, Angels Nöhrig, Ursula Potsch) 1:21:22
  2. Bradwurscht Connection 2 (Nadine Hartmann, Birgit Kirner, Walter Riedel) 1:29:09
  3. GAW (Gabriele Geier, Barbara Abler, Angie Wierer) 1:32:24

Mixed-Teams:

  1. Alpenstoff (Barbara Gruber, Rupert Baumgartner, Hans Weber) 1:22:58
  2. LBC Wals-Siezenheim (Andreas Hartmann, Matthias Dorfer, Christian Dorfer) 1:22:58
  3. Grischbal 07 (Anderl Eder, Franziska Spitzer, Gerhard Pötsch) 1:31:10

Einzelstarter Herren:

  1. Johannes Nister 1:17:47
  2. Marcus Stumpf 1:23:12, 3. Hias Hallberger 1:34:11.

Damen

  1. Greetje Janssen 2:20:39.

Einzeldisziplinen

Mountainbike:

  1. Roman Angerer (Pokal oder Spital) 20:44
  2. Thomas Brengartner (Riap Sport) 20:55
  3. Robert Moser (Mazda Hofhammer) 21:41

Berglauf:

  1. Martin Bader (Raiffeisen Extrem) 29:39
  2. Georg Eicher (Pokal oder Spital) 30:49
  3. Frank Röttgen (Radi Mayer Waging) 31:32

Gleitschirm:

  1. Adi Geisegger (Raiffeisen Extrem) 9:14
  2. Andreas Neubacher (Hand aus de Doschn) 9:25
  3. Thomas Wegscheider (Pokal oder Spital) 9:30

Ausführliche Ergebnislisten gibt’s unter www.gleitschirmclub-reichenhall.de.

Grazi-Man – Pechvögel

Vom Pech verfolgt waren die Einzelstarter Markus Kroiss aus Rosenheim und Till Gottbrath aus Aschau. Aufgrund eines Missverständnisses hatten Kroiss’ Freunde seine Laufschuhe nicht wie vereinbart an der Höllenbachalm deponiert. Ihm blieb also entweder die Entscheidung, aus dem Rennen auszusteigen, oder es barfuß zu beenden. Er entschied sich für die letzte Variante und präsentierte im Ziel stolz seine Blasen. „Da die Zeit dann auch schon egal war, habe ich die idealen Wetterbedingungen wenigstens noch für einen ausgiebigen Flug genutzt“, so Kroiss lachend.

Till Gottbrath hatte der Ausschreibung falsch entnommen, dass die Gleitschirme bis zur Zwieselalm transportiert werden. Die Bergwacht legte jedoch seinen Schirm an der Dreiviertel-Stunden-Tafel unterhalb der Alm ab. Von hier aus musste Gottbrath den Schirm schultern und kam dementsprechend erschöpft als Letzter am Zwiesel an.  

Weißbacher Georg Eicher seine Führung halten, muss sich dann aber Martin Bader (Raiffeisen Extrem) geschlagen geben. Der Österreicher wird von seinem Kollegen Daniel Rubisoier als Vierter zum Berglaufen geschickt und kann Meter für Meter gut machen. „Die Strecke ist nicht allein das erste steile Stück nach dem Start“, so Bader. Aber beim Berglauf geht es stets von null auf hundert. Nach 39 Minuten übergibt er an seinen Piloten Adi Geisegger. Ein paar Sekunden später läuft Matthias Dorfer als Läufer und Vater Christian Dorfer als Pilot ein. „Die beiden Jungs haben wirklich eine tolle Leistung gezeigt“, lobte Martin Dufter bei der Siegerehrung. Andreas Hartmann (ein ehemaliger AC-Ringer) erreichte sogar als sechster Mountainbiker die Höllenbachalm.

Der Einzel-Sieg ging an Johannes Nister. Für alle drei Disziplinen benötigte er nur 1:17:47 Stunden. Nister entschied sich erst zwei Tage zuvor zur Teilnahme am Grazi-Man und reiste aus Oberösterreich an. Bei den Damen gewinnt als einzige Starterin Greetje Janssen.

Freuen konnten sich die Mitglieder der drei Teams „Bradwurscht Connection“ aus der Rosenheimer Region: Als quantitativ stärkste Mannschaft erhielten sie einen Gutschein für ein Wochenende in einer Reichenhaller Ferienwohnung.

Auch diese 13. Auflage des Grazi-Man ging ohne Probleme und vor allem ohne Unfälle über die Bühne. Dafür zeichneten auch die zahlreichen freiwilligen Helfer verantwortlich. Der Präsident des Gleitschirmclubs Albatros, Klaus Wallner, war wochenlang mit der Organisation beschäftigt. Am Tag des Wettkampfes half kurzerhand seine ganze Familie bei der Bewirtung der Teilnehmer. Der RC Wals Siezenheim mit dem Reichenhaller Andreas Hartmann auf dem Rad, Matthias Dorfer als Läufer und Christian Dorfer als Pilot feierte der Gleitschirmclub sein 20-jähriges Jubiläum. Dabei wurde nach dem Grazi-Man ist auch immer vor dem Grazi-Man.

– kb

Nach oben scrollen