
Ein bereits im Untergehen begriffener Halbmond als einziger heller „Fleck“ am sonst makellos-blauen Firmament: Makellos wie die Vorjahres-Auflage des Stadtwerke Grazi-Man war auch die 27. in diesem Jahr. Eine halbe Stunde vordem Start in der Langen Gasse in Karlstein tummeln sich die Mountainbiker rund ums Gelände, fahren sich bei bereits24 Grad „warm“. So manch einer schon drei Kilometer den Berg hinauf Richtung Höllenbachalm, überholt von„bequemen“ E-Bikern, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollen. Auf 789 Metern Seehöhe werden die Mountainbike-Teilnehmer später den imaginären Staffelstab an ihre Bergläufer übergeben.
Los ging’s einmal mehr reibungslos, Reichenhalls 3. Bürgermeister Hans Hartmann schickte exakt 100 Bergradler wie gewohnt per Startschuss auf ihre rund 6,5 Kilometer lange und 400 Höhenmeter aufweisende Strecke. Nach wenigen hundert Metern setzten sich Hannes Lohfeyer und Josef Huber, dessen Team später disqualifiziert werden musste, vom Rest des Feldes ab. In der noch in Sichtweite befindlichen Verfolgung lauerten Roman Angerer, Andi Ortner, Matthias Eckart und Lorenz Lidicky.
Vor der Höllenbachalm, hier moderierte Boris Bregar, übergab Huber als Erster, fünf Sekunden vor Lohfeyer (2023-Zweiter). Mit Respektabstand folgten Eckart, Angerer, Lidicky und Ortner. Andi Huber war als Sechster bester Einzelstarter auf dem Bergrad. Da Hubers Mannschaft nicht in die Wertung kam, lag das Team Pöllner Sports Teisendorf vorn, das Trio stellte mit Finn Hösch zudem den besten Bergläufer: Er bewältigte die teils extrem steilen fünf Kilometer, auf der 650 Höhenmeter überwunden wurden, in starken 31:29 Minuten – und damit 72 Sekunden schneller als 2023-Sieger Georg Steinbacher, der diesmal Position 2 (32:24) vor Anian Rottmüller (32:36) belegte. Angers Leichtathletik-Chef Wolfgang Klinger kam auf dem 4. Platz (33:58) an.
„Gri“ Reichenberger seit Jahren das Maß der Dinge
Mit dem Gleitschirm ist einer seit Jahren das Maß der Dinge: Christian „Gri“ Reichenberger mit seinem Nova Bantam 2-Schirm. Die zahlreichen Zuschauer, die sich am späten Vormittag am Zielgelände der Karlsteiner Weitwiese eingefunden und bei hohen Temperaturen eher Schattenplätze aufgesucht hatten, staunten über die spektakulären Flugmanöver des Pidingers. Mittels Schirm-Schaukeln verlor er absichtlich an Höhe, am Ende war’s ein wenig zu viel des Guten. Denn Reichenberger kam bereits viel zu tief über den Wendepunkt-Baum 200 Meter vom Ziel entfernt, hatte noch einen Einklapper und landete schließlich weit neben dem Bolzplatz im hohen Gras – wofür es jedoch keine Strafzeit (mehr) gibt. Seiner erneuten Top-Marke von 5:12 Minuten (Vorjahr 4:56) leistete das Malheur der zu geringen Anflugshöhe keinen Abbruch, zusammen mit dem Duo Lohfeyer/Hösch sicherte sich Reichenberger in gesamt nur 57:11 Minuten den Tages-Team-Sieg – fast drei Minuten schneller als im letzten Jahr. Mit gut fünf Minuten Rückstand sicherten sich unter 46 reinen Herren-Teams Korbi Weighart, Anian Rottmüller und Daniel Altenstraßer als „Rockamada“ Silber vor Josef Pelzer, Moritz Bauregger und Fabian Margreiter (2. Flug) von „Physio Fuchs“.
„No OffSeason“ beste Damen-Mannschaft
Beste Damen-Mannschaft unter insgesamt neun Trios bildeten „No OffSeason“ mit Bianca Somavilla, Jacqueline Steinbacher und Lea Horngacher in 1:16:59 – Rang 31 im Gesamtklassement. Die heimische „Desperardos Housewives“-Crew mit Rosemarie Pötzelsberger, Steffi Koch-Klinger und Ursula Pötsch folgte auf Position 2 vor Hanni Altkofer, Katharina Pickl und Liserl Fegg: Die „Milchschnitten“ schoben sich gerade mal vier Sekunden vor „Gut Ding braucht Weile“ mit Bianca Bayer, Eva Mühlbauer und Miriam Renoth aufs Podest. Die Mixed-Wertung sicherten sich „Die Unverwüstlichen“ Andi Ortner, Manfred Sturm und Sofia Pötsch in 1:09:24, das wiederum den starken 8. Rang im gesamten Feld ergab.
Zwei Frauen und 20 Männer meistern die Distanz alleine
Zwei Damen sowie 20 Herren leisteten einmal mehr Erstaunliches, da sie die Distanz in Alleinregie bewältigten – und das allesamt unter zwei Stunden: Jakob Schmid aus Bad Reichenhall verbesserte dabei seine 2023-Marke noch einmal um exakt vier Minuten auf unglaubliche 1:08:25 und sicherte sich dadurch das Grazi-Man-Triple. Platz 2 ging an Jakob Hafner vor Andi Huber aus Ruhpolding, dem Serien-Champion früherer Jahre. Stefanie Auer (1:40:45) blieb der Triumph bei der weiblichen Konkurrenz vorbehalten.
256 Damen und Herren hatten den Bewerb in Angriff genommen. Im Ziel versorgte Ex-Vorsitzender Wolfgang Nöhrig alle Besucher mit technischen Details, während Valentina Pötsch zu so manchem Gleitschirm-Kollegen eine humorreiche Anekdote zu erzählen wusste – vor allem mit denjenigen, die immer abenteuerlichere Team-Namen („Köstler Loiseis Bio Bauern Butterbrotbuam“) kreieren, müsse sie mal ein Hühnchen rupfen, meinte sie. Schließlich geht’s auch kurz und knapp wie bei den „Oimara“ oder den „Almhudlern“. In der kurzen Einfachheit liegt oft die größte Ausstrahlung.
Am Übergabeort von Bergläufer auf Paragleiter hoch über der Kurstadt passten GSC-Sportwart Valentin Brandner sowie Christoph Schießl als Startleiter auf, dass alles mit rechten Dingen zuging. Am Ende gab’s tatsächlich eine Beanstandung, die sogar zur Disqualifikation des Top-Teams RC Martins Bike Shop Unken mit Radler Josef Huber und Bergläufer Georg Steinbacher führte: Denn Spitzen-Pilot Walter Herbst (Teamsieger 2022) war für seinen eingesetzten Schirm etwas zu schwer. „Die Maßnahme tat uns leid, musste allerdings sein, weil es dabei um sicherheitsrelevante Faktoren geht“, betont die neue GSC Vorsitzende Jasmin Klünsner, die sich – erstmals in der Hauptverantwortung der Veranstaltung – vom Zusammenhalt im Helfer Team überwältigt zeigte: „Da fehlen mir fast die Worte, es war einfach großartig.“
Unermüdlicher Einsatz von Familie Pötsch
Aus der umfangreichen Organisationsmannschaft muss die unermüdliche Familie Pötsch hervorgehoben werden: Jugendschutzbeauftragte Sophia als Verantwortliche für die Homepage, Startliste sowie als Bar-Chefin, Valentina als Gastro-Leiterin inklusive Chilli-Köchin und Ziel-Moderatorin, Mama Ursl als liebevolle Hand-Designerin der Siegerpokale und Ratgeberin in allen Wettkampf-Fragen sowie last not least Papa Gerhard als Teilnehmer und Musiker mit „Sterzrock“. An einem lauen Abend klang der große und unfallfreie Reichenhaller Sporttag bei launigen Gesprächen, Kulinarischem und mit Live-Tönen erst spät aus.
–Hans-Joachim Bittner